Rückerstattungs- und Entschädigungsverfahren

Das Hutstoffwerk in Urberach und das Unternehmen „Telefonbau & Normalzeit“ waren von Deutschen jüdischer Herkunft gegründet und lange Zeit geleitet worden.
Die Enteignung während der NS-Zeit wa warf nach dem Krieg die Frage der Rückerstattung beziehungsweise Entschädigung auf – allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bezogen auf das Hutstoffwerk in Urberach gab es nach Kriegsende noch einen überlebenden Firmenbesitzer, Leo Bloch. Von seinem Wohnort Brüssel aus intervenierte er über einen Anwalt ab 1949 in Deutschland, um bei der zuständigen Wiedergutmachungskammer am Landgericht Darmstadt die Eigentumsfrage klären zu lassen. Zwischen dem Landratsamt Dieburg und der Kammer in Darmstadt fand ein abgekartetes Spiel statt. Das Rückerstattungsverfahren verlief im Sande, und Leo Bloch ging leer aus. Bezogen auf das Unternehmen „T&N“ ging es um die Art der Entschädigung jener Leitungsmitglieder jüdischer Herkunft, die Ende 1936 ohne Abfindung das Unternehmen verlassen mussten.
Hierzu gab es ein in mehreren Stufen ab 1950 beginnendes Vergleichsverfahren. Bereits im selben Jahr erfolgte eine erste Phase der Wiedergutmachung an den in London lebenden Peter Fuld, den einzigen überlebenden Sohn von Harry Fuld. In der zweiten Phase kam es vor der zuständigen Frankfurter Spruchkammer gegen Ende Januar 1952 zu einem Vergleich, bei dem alle früheren Leitungsmitglieder des Unternehmens Entschädigungen erhielten.
Im Sommer 1937 kam das Unternehmen „T&N“ in den zunächst noch vorläufigen, ab Mai 1940 in den endgültigen Besitz des Fabrikgeländes in Urberach, das früher das „Vereinigte Hutstoffwerk Bloch & Hirsch, C.F. Donner G.m.b.H.“
beherbergt hatte. Hier entstand unter der Leitung von Carl Lehner das Werk III der Firma „Telefonbau & Normalzeit“, das aber erst nach Kriegsende von der Kriegsproduktion auf die dort eigentlich beabsichtigte Produktion umstellen konnte. Die große Bedeutung der „T&N“ für Urberach wurde vor allem Carl Lehner zugeschrieben, so dass nach dessen Tod im Jahr 1969 eine Straße nach ihm benannt wurde: die Lehner-Straße. Dass das Werk in Urberach von den Alliierten nicht bombardiert wurde, ist dem Einsatz des jüngeren Sohnes von Adolf Bloch, einem der früheren Leiter des Hutstoffwerkes, zu verdanken. Er kam als Major der US-Armee 1944 nach Europa und führte ab dem 26. März 1945 das regionale Kommando auch über Urberach, wobei er für ein gutes Jahr in der Villa seines Onkels Robert wohnte.